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Bild des Museumsgebäudes

Museum im Überblick

Das Berliner Medizinhistorische Museum ist eine Einrichtung der Charité - Universitätsmedizin Berlin. Hervorgegangen aus dem Pathologischen Museum Rudolf Virchows, befindet es sich im ehemaligen Museumshaus des Instituts für Pathologie auf dem traditionsreichen Gelände der Charité (Campus Mitte).

Als öffentliches Museum der Charité mit regulären Öffnungszeiten gewährt das Berliner Medizinhistorische Museum seinen Besucher*innen faszinierende Einblicke in die Entwicklung der Medizin der letzten 300 Jahre. In seiner Dauerausstellung zeigt es vor allem eine etwa 750 Objekte umfassende Sammlung pathologisch-anatomischer Feucht- und Trockenpräparate sowie Modelle und Abbildungen aus zentralen medizinischen Aktionsräumen: dem Anatomischen Theater, dem Anatomischen Museum, dem Labor sowie dem Krankensaal.

Sammlungen

Feuchtpräparat Gehirn
Pathologische Präparate
Obduktionsbesteck
Medizinische und zahnmedizinische Geräte und Instrumente
Moulage eines Gesichts mit Augenkrankheit
Moulagen
Wachssiegel mit den Initialen von Albrecht von Graefe
Augenheilkunde Albrecht von Graefe
Altes Sektionsbuch
Handschriften und Rara
Alle Sammlungen

Geschichte

1856

Alter Präparationsraum
Präparationsraum im alten Pathologischen Institut, um 1880

Virchows Präparate

Rudolf Virchow maß seiner Sammlung pathologisch-anatomischer Präparate höchste Bedeutung bei. Er nannte sie sein „liebstes Kind“. Die Fülle der hierin versammelten Krankheitsbilder dokumentierte für ihn den erreichten Wissensstand auf seinem Fachgebiet, der Pathologie.

Präparate boten ihm „wirkliche Bilder“, mit denen er sein Wissen durch „unmittelbare Anschauung“ vermitteln konnte. Er nutzte seine Sammlung für die medizinische Lehre und machte sie öffentlich zugänglichen, um das Wissen über Gesundheit und Krankheit in der Bevölkerung zu mehren.

Das Präparat ist das Urobjekt allen medizinischen Sammelns. Seit Mitte des 16. Jahrhunderts wurden Präparate an anatomischen Lehr- und Forschungseinrichtungen gefertigt, um die Strukturen des normalen Körperbaus zu verdeutlichen. Zu Beginn des 19. Jahrhunderts wandelte sich die Perspektive. Medizinische Forscher interessierten sich zunehmend für den kranken Körper. Rudolf Virchow knüpfte an die Praxis englischer Medizinschulen an und baute die nur 1.500 Präparate zählende Kollektion seiner Vorgänger zu einer umfassenden Sammlung aus.

1899

Pathologiesches Museum um 1900
Neubau des Pathologischen Museums, 1900

Pathologisches Museum

Seit über 100 Jahren gibt es an der Charité ein Museum. Es hieß zunächst „Pathologisches Museum“. Sein Gründer, der weltberühmte Pathologe Rudolf Virchow, eröffnete es im Jahre 1899. Lange hatte er dafür kämpfen müssen. Bei der umfassenden Erneuerung der Charité ab 1896 machte das Museumsgebäude mit insgesamt 2000 Quadratmetern Ausstellungsfläche dann den Anfang.

Virchow wollte sein Museum in dreifacher Hinsicht nutzen. In den drei oberen Stockwerken sollten Studenten und Kollegen Präparate im Eigenstudium betrachten können. In den unteren beiden Etagen, der so genannten Schausammlung, hatte die interessierte Öffentlichkeit Zutritt. Im Hörsaal erläuterte Virchow seinen Studenten Präparate aus allen Museumsebenen, um seine Hörer, wie er sagte, medizinisch sehen zu lehren.

Virchows Motto lautete: „Kein Tag ohne Präparat.“ Bis Ende 1901 bestückte er das Museum mit 23.066 Präparaten. In großen gläsernen Schauvitrinen waren beinahe alle damals bekannten Erkrankungsformen zu sehen. Serien verschiedener Krankheitsbilder verdeutlichten unterschiedliche Ausprägungen bestimmter Leiden. Krankheitsverläufe traten deutlich vor Augen. Erkrankungen wie die Tuberkulose wiederum ließen sich an diversen Organen nachvollziehen. Ein beeindruckendes dreidimensionales Lehrbuch der Pathologie war entstanden.

1998

Foto Museumsgebäude
Museumsgebäude 2017

Das Pathologische Museum im 20. Jahrhundert

In seinem öffentlichen Teil war das Pathologische Museum über Virchows Tod 1902 hinaus bis 1914 für interessierte Lai:innen zugänglich. Der Erste Weltkrieg und die wirtschaftlich schwierige Nachkriegszeit setzten dem ein Ende. Fortan fungierte das Museum für mehrere Jahrzehnte ausschließlich als Lehr- und Studiensammlung für den medizinischen Unterricht. Alle Nachfolger Virchows fühlten sich jedoch dem Sammlungsauftrag des Instituts für Pathologie verpflichtet.

Zu Beginn des Zweiten Weltkriegs beherbergte das Museum rund 35.000 Präparate, am Ende waren es nur noch etwa 1.800. Bombentreffer beschädigten das Museumsgebäude stark. Nach Kriegsende war die Nutzung über längere Zeit nicht möglich. Die verantwortlichen Charité-Patholog:innen setzten jedoch alles daran, die Präparatesammlung wieder aufzubauen.

Mit dem Fall der Mauer nahm das Vorhaben, an gleicher Stelle wieder ein Museum einzurichten, konkrete Formen an. Es sollte aber nicht mehr als ein reines Pathologisches Museum im Zuschnitt Virchows entstehen. 1998 gelang es, ein viel weiter gefasstes „Berliner Medizinhistorisches Museum der Charité“ zu eröffnen.

2023

Bild des Museumsgebäudes
Museum 2023

Präparate heute

Heute zeigt das Museum in seinem großen Präparatesaal rund 750 zumeist pathologisch-anatomische Feucht- und Trockenpräparate. Die acht vollverglasten Schauvitrinen stammen noch aus der Zeit Virchows.

Jede Vitrinenfront ist einem größeren Organ, etwa dem Gehirn oder dem Herzen, oder einer funktionell zusammenhängenden anatomischen Region, so zum Beispiel dem Atmungs- oder Verdauungstrakt, gewidmet. Zunächst wird den Betrachter*innen die normal entwickelte, gesunde Körperstruktur vorgestellt. Dann fällt ihr Blick auf eine Auswahl eindrücklicher Krankheitsbefunde in Organpräparaten der jeweiligen anatomischen Region. Am Vitrinenende ist jeweils ein besonderes Krankheitsbild – für das Herz etwa der Herzinfarkt, für die Leber die Leberzirrhose – zu sehen.

In zwei einleitenden Vitrinen vermitteln eindrückliche Instrumente und Präparate grundsätzliche Kenntnisse zur Sektion und Technik der Präparation. Eine Informationstafel weist unter der Überschrift „Zum Gedenken“ auf die ethische Dimension des Sammelns und öffentlichen Präsentierens von menschlichen Präparaten hin.